Im Internetzeitalter wird der im deutschen Sprachgebrauch unübliche Begriff «Challenge» manchmal etwas inflationär gebraucht. Lange Zeit war den meisten die Bedeutung nur aus dem Englischunterricht in der Schule oder aber aus dem Unglück der Raumfähre «Challenger» im Jahr 1986 ein Begriff. Heute zählt bereits das Übergießen mit einem Eimer voll Eiswasser, das Absolvieren von Geschicklichkeitsübungen oder der Anruf unter einer fremden Telefonnummer verbunden mit der Nachfrage, ob der Angerufene ein Telefon habe, zu den Herausforderungen, mit denen man sich gegenseitig «challengen» kann.
Eine echte Herausforderung jedenfalls war die zweite Station der Bodensee Challenge am 29. Juli in Friedrichshafen. Über 30 Surfski- und Kajak-Fahrerinnen und -Fahrer sowie Stand-Up-Paddler hatten sich angemeldet, dabei hatten im Vorfeld aufgrund der ungünstigen Wetterprognosen einige Interessierte noch abgesagt. Dennoch konnte Veranstalter Thomas Zachert eine bunte Mischung von Racern, mehrheitlich aus Baden-Württemberg und Bayern, aus den Bodensee-Anrainerstaaten Österreich und Schweiz sowie sogar aus den Niederlanden und Polen begrüßen. Sie alle hatten den Weg zum Seemoser Horn in Manzell gefunden, wo der Kanu-Sport im Vfb Friedrichshafen e.V. sein Vereinsgelände hat.
Doch das Warten auf den Start entwickelte sich für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer - darunter vom KCR Sonja und Christoph Straub, Malte Lehmann sowie Oscar Schönwald mit seinem Renndebüt – zur Geduldsprobe. Der angesetzte Starttermin um 14 Uhr musste aufgrund von Unwetterwarnungen mehrfach verschoben werden. Für 16.30 Uhr wurde dann ein letztes Briefing angesetzt, um gegebenenfalls eine halbe Stunde später starten zu können. Während es am frühen Nachmittag Wind mit heftigen Böen gab und es zeitweise wie aus Kübeln schüttete konnte das Rennen dann tatsächlich um 17 Uhr mit Nebelhornstößen gestartet werden.
Das Teilnehmerfeld hatte sich zu dem Zeitpunkt bereits gelichtet, da nicht wenige Sportler aufgrund der immer noch ungünstigen Wetterbedingungen und dem hohen Wellengang einen Start ausschlossen und einige aus Zeitgründen bereits die Heimreise antreten mussten. Dennoch sagte sich ein ansehnliches Starterfeld «Challenge accepted!» und macht sich auf die 7 bzw. 12 Kilometer lange Strecke von Manzell aus auf in Richtung Immenstaad – darunter auch unsere beiden Jugendlichen Oscar und Malte, begleitet durch Christoph Straub als Absicherung, der die Bedingungen als «fast wie auf Fehmarn!» bezeichnete. Das Rennen war ein beständiger Kampf gegen auffrischende Windböen und hohe Seitenwellen, den die beiden Nachwuchssportler aber bravourös meisterten. Es gelang ihnen nicht nur hervorragend, auf dem wackligen SUP bei dem herrschenden Wellengang die Balance zu halten, sondern sogar die Wetterbedingungen teilweise zum Downwinden zu nutzen. Dass beide die ersten Plätze auf der Mittelstrecke belegten war am Ende fast nebensächlich – allein die Tatsache, mit einer vernünftigen Zeit ohne größere Probleme das Ziel wieder erreicht zu haben, war bereits ein riesiger Erfolg. Der Beifall des Publikums zeigte unseren Junioren an, dass sie die Herausforderung gemeistert hatten – «challenge met!». Müde, aber sehr zufrieden konnten sie ihre Bretter aus dem immer noch aufgewühlten Bodensee tragen.
Die Bodensee Challenge macht am 29. Oktober ihren Abschluss in Konstanz, noch in Planung ist ein Event in Bregenz Anfang September.